Sägen am eigenen Ast

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Gute Nachrichten: Die Lokalradios im Münsterland machen Programm, das bei den Hörer*innen bestens ankommt. So hat zum Beispiel Radio WAF, der Lokalsender für den Kreis Warendorf mit 43,2% Marktanteil klar die Nase vorn – mehr als 1Live (15,2 Prozent), WDR 2 (15,4 Prozent) und WDR 4 (9 Prozent) zusammen. Auch die anderen Münsterland-Lokalradios sind in ihren Sendegebieten die Nr.1: Antenne Münster mit 37,9 Prozent, Radio Kiepenkerl mit 38 Prozent, Radio RST mit 34 Prozent und Radio WMW mit 50,4 Prozent.

 

Gute Nachrichten, eigentlich. Denn bei allem Erfolg gerät die Struktur der Lokalradios aktuell stark unter Druck. Den Presseverein Münster-Münsterland im Deutschen Journalistenverband erreichen Signale, dass es in NRW Bestrebungen gibt, aus dem erfolgreichen Lokalfunk einen Regionalfunk zu machen. Dabei könnten die lokalen Sender im Rahmen eines Funkhaus-Modells regional zentralisiert werden. Der Presseverein sieht darin eine große Gefahr für den ländlichen Raum: Die Nähe zu den Hörer*innen würde stark abnehmen. Die schlechten Erfahrungen der vergangenen Jahre im Bereich der NRW-Tageszeitungen haben gezeigt, dass die Ausdünnung von Medienstandorten Probleme nicht löst, sondern nur vergrößert.

 

Sinnvolle Sparbemühungen und die Suche nach Synergie-Effekten im Rahmen einer Struktur-Debatte, an der sich der Journalistenverband aktiv beteiligen will, dürfen aber nicht durch völlig unrealistische Renditeerwartungen oder Personalreduzierung konterkariert werden, die letztendlich nur zu Qualitätsverlust und sinkender Attraktivität der Lokalsender führen. Man würde das Kind mit dem Bade ausschütten. Christoph Lowinski

Zuletzt aktualisiert am 28. Februar 2023