Lebendige Radiolandschaft

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„Wer hört heute eigentlich noch Radio?“ Diese Frage diskutierten am 2. April 2019 fünf Hörfunkchefredakteure aus Münster und Umgebung vor rund 100 Zuschauerinnen und Zuschauern im Meeting Center M44 in Münster. Nach der Begrüßung durch Pressevereinsvorstand Marc Endres und M44-Geschäftsführer Robert Holtstiege hatten die Senderchefs zunächst Gelegenheit, ihre Programme vorzustellen, bevor sie sich den Fragen von Moderatorin Lena Zils und des Publikums stellten.

Andreas Kramer von Radio Kiepenkerl beantwortete die provokante Eingangsfrage dabei zunächst mit einigen Zahlen: Seine Welle ist gerade zum 23. Mal in Folge Marktführer im Sendegebiet geworden, fast jeder Zweite im Kreis Coesfeld hört Radio Kiepenkerl. Ähnlich gut schneiden Radio WAF aus Warendorf, Radio WMW aus Borken und Antenne Münster in ihren Verbreitungsgebieten ab: Lokalradio – darin waren sich alle Protagonisten einig –  funktioniert. Auch insgesamt gesehen ist Radio nach wie vor relevant: Mehr als drei Stunden täglich hören es die Deutschen im Schnitt.

Andere Fragen hingegen bereiten den Chefredakteuren mehr Sorgen: Auf welchen Plattformen müssen sie präsent sein, um die junge, werberelevante Zielgruppe zu erreichen? Wie integriert man zusätzliche Darstellungskanäle wie die eigene Website, Podcasts und Facebook in die tägliche Arbeit – ohne dafür zusätzliche Stellen im Budget zu haben? „Wir müssen unsere Arbeitsweise umstellen“, forderte Lennart Thies von Radio WMW. Die Inhalte müssten so produziert werden, dass sie für alle Geräte kompatibel und für alle Kanäle nutzbar seien. „Dafür brauchen wir Profis in allen Bereichen.“

Frank Haberstroh von Radio WAF betonte die Wichtigkeit der Infrastruktur: „Wir brauchen schnelles Internet und wollen auch bei neuen Digitalstandards wie DAB plus mitspielen.“ Darauf sollten die Regulierungsbehörden, aber auch die Eigner achten. Viel Wert auf moderne Online-Arbeit legt auch Michael Landwehr. Der Chefredakteur der Campuswelle RadioQ, die ihr Programm in Münster und Steinfurt ausstrahlt, wies auf die Funktion seines Senders als Ausbildungsradio hin. „Wir haben unsere Onlineredaktion vor einem Jahr abgeschafft und arbeiten jetzt integriert“, erzählte Landwehr.

Stefan Nottmeier, der mit seinem Sender Antenne Münster täglich 120.000 Hörer erreicht, sieht für die Zukunft des Lokalradios vor allem drei Herausforderungen: „Zum einen müssen wir weiter so nah dran sein wie möglich, zum andere darauf achten, dass wir auf allen Kanälen erreichbar sind. Und: Es muss leicht sein, Radio zu hören.“ Dazu gehöre, auf Geräten wie Alexa präsent zu sein. Auf die kritische Frage von Pressevereins-Vorstand Wolfram Linke, warum viele Beiträge so klängen, als ob sie aus der Zeitung vorgelesen würden und ob dies nicht ein Hinweis auf Personalnot sei, antwortete Nottmeier, die Westfälischen Nachrichten tauchten hin und wieder im Programm auf – aber nur als zitierte Quelle. „Wir sehen die WN als Partner.“ Die Radio-NRW-Sender gehören zu 75 Prozent den ortsansässigen Zeitungsverlegern und zu 25 Prozent den Kommunen.

Die vielen Publikumsfragen und das große Interesse an der Veranstaltung, die der Presseverein Münster-Münsterland organisiert und in Kooperation mit M44 und dem Medientreff Münster durchgeführt hat, unterstrichen eindrucksvoll: Das Lokalradio in und um Münster ist quicklebendig und ein wichtiger Bestandteil im Alltag der Menschen.

Text: Anna von Garmissen Foto: Helmut Etzkorn