Wechsel an der Spitze des Pressevereins Münster-Münsterland: Nach zehn Jahren als engagierter Vorsitzender kandidierte Werner Hinse nun nicht mehr für ein Vorstandsamt, sein Nachfolger ist Wolfram Linke. Der 52-jährige Sprecher des in Münster ansässigen Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen war bis vor sieben Jahren Redakteur bei der Münsterschen Zeitung und dort auch im Betriebsrat aktiv.
„Es ist gut gewesen, zehn Jahre Ehrenamt reichen. Und es schadet auch nicht, wenn sich ein Verein regelmäßig neu aufstellt“, meinte Hinse am Ende seiner letzten Amtsperiode. In seiner Abschiedsrede im Zeitschriftensaal der Stadtbücherei Münster beklagte der Journalist die zunehmend schlechter werdenden Bedingungen in den Medienhäusern besonders für Berufseinsteiger. Hinse: „Entlohnung nach Tarif ist in der Printbranche zum Luxus geworden. Und die Folgen der Produktionsbedingungen von Nachrichten im Zeitalter von Twitter, die enorme Beschleunigung und die Konzentration von immer mehr Arbeit auf den Schultern von immer weniger Redakteuren heizen die Debatte um Qualitätsjournalismus immer weiter an.“ Insgesamt verschwinde die tägliche Leistung von Journalisten immer mehr in der immer breiter werdenden Diskussion, welcher Medienkanal denn noch wie lange lebe, so Hinse.
Dabei mangele es nicht an Werbung für guten Journalismus durch den Presseverein. Seit März ist die achte Auflage des Journalistenpreises Münsterland ausgeschrieben. Hochkarätige Einsendungen haben dem Preis, so Hinse, inzwischen eine bundesweite Strahlkraft beschieden. In Münster hat sich zudem ein Pressestammtisch als Netzwerk für Kolleginnen und Kollegen aus Redaktionen und Pressestellen fest etabliert, Vorstandsmitglieder engagieren sich ferner in den regionalen Lokalfunk-Aufsichtsgremien und die Mitarbeit in den DJV-Fachausschüssen ist für viele aus dem Vorstand in Münster seit Jahrzehnten „Ehrensache“.
Als Überraschungsgast für Hinse war sein langjähriger Weggefährte und jetzige DJV-Bundesgeschäftsführer Kajo Döhring nach Münster gekommen. Im Anschluss an eine „Pranger-Aktion“ direkt vor der Stadtbücherei würdigte Döhring den unermüdlichen Einsatz Hinses. Als Macher, Planer und Vordenker habe er seine Spuren in der münsterschen Medienlandschaft hinterlassen. Döhring: „Werner prägte den Presseverein und hat ihn zu dem gemacht, was er heute ist.“ Helmut Etzkorn, 2. Vorsitzender im Presseverein, dankte „dem Teamplayer Hinse“ für das Amt des Mannschaftsführers. Etzkorn: „Werner wusste immer genau, wie die Branche in der Region tickt und warum sie immer häufiger nicht mehr richtig tickt.“ Auch DJV-Landesvorsitzender Frank Stach würdigte die Verdienste des scheidenden Vorsitzenden. In einer kurzen Rede zur aktuellen Entwicklung im Land ging Stach auf die im neuen Landesmediengesetz vorgesehene Stiftung „Partizipation und Vielfalt“ ein. Auch müssten soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter verstärkt genutzt werden, um die Journalisten-Gewerkschaft besonders bei den jüngeren Kolleginnen und Kollegen bekannt und interessant machen zu können.
Ein Straßenschild als Abschiedsgeschenk: (v.l.) der neue Vorsitzende Wolfram Linke, Werner Hinse, DJV-Bundesgeschäftsführer Kajo Döhring und DJV-Landesvorsitzender Frank Stach. Foto: Etzkorn
Als Abschiedsgeschenk vom Presseverein gab es ein für den scheidenden Vorsitzenden ein Schild „Werner-Hinse-Platz“. Eine humorvolle Anspielung auf den letzten Antrag, den Hinse in seiner Amtszeit auf den Weg brachte. Kommunen sollten nach Überzeugung des Pressevereins Münster überlegen, ob sie nicht auch einmal Straßen und Plätze nach Journalisten-Kollegen benennen sollten, die sich über Jahrzehnte in einer Stadt aktiv betätigt haben. Durch die Einbringung solcher Anträge in den politischen Gremien der Rat- und Gemeindehäuser würde dann auch über die Leistungen von Journalisten insgesamt häufiger öffentlich diskutiert. Eine entsprechende Liste für die Region soll nun erarbeitet werden, anschließend will man das Antragsthema landesweit im DJV zur Diskussion stellen.
Zum Vorstandsteam von Linke gehören als 2. Vorsitzende Petra Hoffknecht und Helmut Etzkorn. Schatzmeister bleibt Andreas Große Hüttmann und zum Schriftführer wurde Hans-Peter Leimbach erneut gewählt. Beisitzer sind Wolfgang Kleideiter, Sascha Fobbe, Christoph Lowinski, Jörg Grabenschröer, Robert Klein, Marc A. Endres und Maren Letterhaus (kooptiert). Für 40-jährige Mitgliedschaft wurden Rolf Clever-Kersting und Sabine Metzler ausgezeichnet. 25 Jahre dabei sind Rainer Bloscheck, Elisabeth Elling-Ruhwinkel, Christian Hagemann, Barbara Kasner, Wolfgang Krogmeier, Matthias Schrief und Christian Wilp.
Hier das Protokoll der Generalversammlung [PDF]
Helmut P. Etzkorn